Christos Anesti!

Frohe Ostern wünschen wir euch allen! Der Herr ist auferstanden (griech: Christos Anesti!) – Er ist wahrhaftig auferstanden!

Dieses Jahr ist es für uns ein ganz besonderes Ostern. Am Karfreitag waren wir überrascht, dass fast den ganzen Tag die Glocken der griechisch-orthodoxen Kirchen immer wieder langsam, wie zur Trauer, läuteten. Es stimmte uns auf unseren orthodoxen Gottesdienstbesuch am Abend ein. Unsere Vermieterin hatte uns gesagt, dass man jederzeit dazukommen kann. Als wir gegen 20:00 Uhr kamen, war die Karfreitags-Zeremonie schon im vollen Gange.

Die Priester sangen abwechselnd Psalmen und Lieder in einer Art sakralem Singsang. Im Altarbereich war ein Blumenkranz und darunter ein Leinentuch und ein Holz. Im Mittelgang gab es einen konstanten Besucherstrom, um nach vorne zu gehen, sich zu bekreuzigen und die Gegenstände zu küssen. Ein Priester mit einer roten Robe, mit goldener Stickerei auf dem Rücken, war dafür zuständig erst Myrrhe und später Weihwasser im Altarraum und in die Besuchermenge zu sprenkeln. Beides verbreitete einen sehr intensiven Geruch. Das Weihwasser erinnerte ein bisschen an den Duft von kölnisch Wasser 😉

Nach einer ganzen Zeit des Zuschauen entschieden wir uns raus zugehen und waren sehr überrascht wie viele hundert Menschen sich da vor der Kirche versammelt hatten. Alle trugen Kerzen bei sich und warteten auf das Ende der Zeremonie. Dann ertönten gegen 21:30 Uhr die Glocken und eine Art Trauerprozession mit den Priestern voran, und dem Blumenkranz mit den Gegenständen kam aus der Kirche heraus. Die Menschenmenge schloss sich dem Zug an und durchzog so mit angezündeten Kerzen die ganze Nachbarschaft. Das war sehr beeindruckend und eine halbe Stunde später haben wir den Trauerzug dann an unserem Balkon vorbeigehen sehen.

Auch am Samstagabend gab es so einen Gottesdienst, bei dem wir allerdings nicht waren. Für jeden hörbar, war aber das Feuerwerk, was sich dem anschloss. Der erste und letzte Knall war so laut, das wir erst dachten, wir wären unter Beschuss. Die Leute gingen alle mit brennenden Kerzen nach Hause und wir waren fasziniert davon, wie diese Traditionen das Ostergeschehen greifbarer und feierlicher machen können (dabei geht es nicht um eine Mystifizierung, aber wenn das Herz stimmt, können äußerliche Formen wie das Feuerwerk oder die angezündeten Kerzen hilfreich sein). Ein bisschen haben wir uns auch gewundert, dass in unseren Kirchen und Gemeinden meist zu Weihnachten ganz viele Formen vorhanden sind, aber das Ostergeschehen weitestgehend ohne daherkommt (wenn man mal von Hasen und Eiern absieht ;).

Den Ostermorgen am Sonntag waren wir beim Sunrise Service der International Church. Mit der Akropolis als Hintergrundkulisse hörten wir von der Auferstehung auf griechisch, englisch, portugiesisch und zwei afrikanischen Sprachen. Ein philippinischer Chor, eine Andacht und ein Gebet erinnerten uns daran, dass diese Botschaft unsere persönlichen Leben aber auch unsere ganze Kultur verändert haben. Es gilt noch heute und ist zum Weitersagen gedacht. Beim Amen kam die Sonne gerade hinter den Bergen hervor – das war wundervoll. Gleich in der Nähe war auch ein afghanischer Gottesdienst. Während wir schon nach Hause gingen, sangen und beteten sie noch einige Zeit länger. Das ist bemerkenswert: In ihrem eigenen Land hätten sie sich niemals in so einer großen Gruppe und dann auch noch öffentlich treffen können, aus Angst. Die Flucht ermöglicht ihnen hier neue Freiheit, aber ihr Glaube ist auch hart umkämpft. Wir wissen von christlichen Flüchtlingen, denen in die den Camps aufgelauert wurde. Bitte denkt doch dieses Ostern besonders mit an sie.